Intensivierte Früherkennung

Früherkennung durch moderne Bildgebung

Für Frauen, bei denen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs festgestellt wird, ist die allgemeine Brustkrebsfrüherkennung oft nicht ausreichend, da das Risiko häufig schon in jüngeren Jahren erhöht ist und die üblichen Früherkennungsmaßnahmen nicht sensitiv genug sind.

Den Ratsuchenden wird daher ein risiko-adaptiertes Brustkrebs-Früherkennungsprogramm mit Kernspintomographie, Ultraschall der Brust sowie Mammographie angeboten. Diese Untersuchungsmethoden werden in Abhängigkeit vom individuellen Erkrankungsrisiko und des jeweiligen Lebensalters eingesetzt. Dabei ist das Programm an die jeweilige Risikosituation angepasst, d.h. Trägerinnen einer BRCA1 oder BRCA2 Mutation, Trägerinnen von Mutationen in moderaten Risikogenen, Frauen mit negativem Genbefund aber statistisch erhöhtem Brustkrebsrisiko. 

Diese multimodale Diagnostik unter Zuhilfenahme mehrerer bildgebender Verfahren wird auch Frauen angeboten, die bereits an Brustkrebs erkrankt sind und auf Grund ihrer Risikosituation ein erhöhtes Risiko für eine Zweiterkrankung der Brust haben.

In einer großen und weltweit einzigartigen Studie des Konsortiums konnte gezeigt werden, dass dieses Programm zur Detektion früherer und damit heilbarer Tumorstadien möglich ist (*siehe unten). Im Folgenden sind die verschiedenen bildgebenden Verfahren näher beschrieben.

Mammasonographie (Ultraschall der Brust)

In der Sprechstunde erfolgt in Abhängigkeit vom individuellen Erkrankungsrisiko neben einer Beratung und klinischen Untersuchung in regelmäßigen Abständen eine Ultraschalluntersuchung der Brust.

Die Ultraschalluntersuchung stellt ein einfach durchzuführendes und ungefährliches Untersuchungsverfahren dar, welches auch bei jungen Ratsuchenden mit dichtem Drüsengewebe eine hohe Empfindlichkeit aufweist. Durch den Einsatz von hochauflösenden Ultraschallsonden können hiermit auch sehr kleine, nicht tastbare Karzinome detektiert werden.

Da die Ultraschalluntersuchung ein stark untersucherabhängiges Verfahren darstellt, sollte er im Rahmen der intensivierten Früherkennung von erfahrenen und auf familiäre Tumoren spezialisierte Untersucher durchgeführt werden.

Vorteile der Mammasonographie im Rahmen des intensivierten Früherkennungs- und Nachsorgeprogramms sind insbesondere die gezielte Kontrolle eines auffälligen MRT-Befundes („second look“) die routinemäßige Halbjahres- oder Kontrolluntersuchung und die regelmäßige Untersuchungsmöglichkeit ohne Strahlen- oder Kontrastmittelbelastung in der Schwangerschaft und Stillzeit.

Kernspintomographie

Die Kernspintomographie (MRT) mit Kontrastmittel stellt das empfindlichste Verfahren des intensivierten Früherkennungs- und Nachsorgeprogramms dar und wird einmal jährlich durchgeführt. Nach Auswertung der Daten des Konsortiums sind über 90% aller erkannten Karzinome in der Kernspintomographie sichtbar gewesen. Dabei sind die Qualitätsanforderungen der Kernspintomographie bei Risikopatientinnen sehr hoch, da zur Detektion von kleinen Befunden eine hohe Ortsauflösung und schnelle Sequenzen erforderlich sind.

Nachteilig ist, dass es bei sehr dichtem Gewebe durch hormonelle Einflüsse auch zu einer verminderten Beurteilbarkeit durch verstärkte Kontrastmittelanreicherung im Gewebe und zu falsch positiven Befunden kommen kann. Hier ist dann häufig eine weitere Abklärung oder eine Kontrolluntersuchung erforderlich, die eine psychische Belastung bedeuten kann, bei der sich die Befunde dann letztlich als gutartig erweisen. Zur Einordnung dieser Befunde ist auch der Vergleich mit der Ultraschalluntersuchung und der Mammographie von hoher Wichtigkeit.

Das verwendete Kontrastmittel wird über die Nieren ausgeschieden. Daher sollten die Ratsuchenden vor der ersten MRT-Untersuchung den Kreatininwert bestimmen lassen und diesen bitte zur Untersuchung mitbringen.

Mammographie

Die digitale Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust und wird im Rahmen des intensivierten Früherkennungs- und Nachsorgeprogramms ab dem 40. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre zusätzlich zur Kernspintomographie und Sonographie empfohlen.

Trotz der höheren Empfindlichkeit der Kernspintomographie kann auf die Mammographie nicht gänzlich verzichtet werden. Denn es kann  vorkommen, dass insbesondere gut heilbareVorstufen von Brustkrebs nur über die Mammographie entdeckt werden, da diese sich häufig durch Mikrokalk zu erkennen geben, der  nur in der Mammographie nachweisbar ist Die Empfindlichkeit der Mammographie hängt ferner stark von der Brustdrüsendichte ab, was bei den turnusmäßigen Untersuchungen berücksichtigt wird. Bei sehr geringer Brustdrüsendichte ist die Empfindlichkeit der Mammographie vergleichbar mit der der Kernspintomographie und kann diese dann sogar komplett ersetzen.

Zunehmend häufiger kommt bei uns auch die Tomosynthese zur Anwendung. Hierbei handelt es sich um eine moderne dreidimensionale Mammographie, die insbesondere bei dichtem oder unregelmäßigem Drüsengewebe deutliche Vorteile bietet.

*High-risk breast cancer surveillance with MRI: 10-year experience from the German consortium for hereditary breast and ovarian cancer.